Zungenschrittmacher

Hilfe gegen Schnarchen 

Zungenschrittmacher

Die Berliner Charité begann 2012 mit der Erforschung einer neuen Therapie gegen Schnarchen: ein Zungenschrittmacher, der einoperiert wird und das Zurückfallen der Zunge verhindert.

Bisherige Therapien gegen Schnarchen

Quelle: inspiresleep.com/de/resources

Schnarchen belastet nicht nur den Bettnachbarn des Schnarchenden, denn oft gehen mit dem Schnarchen Atmungsstörungen, die zu Sauerstoffabfällen im Blut führen einher. Tritt dies regelmäßig auf, spricht man von einem Schlafapnoesyndrom.

Schnarchen und ein obstruktives Schlafapnoesyndrom werden bisher mit klassischen Behandlungsmethoden wie einer Überdruck-Beatmung (CPAP), einer HNO-Operation oder durch eine Unterkiefer-Protrusionsschiene (besondere Zahnschienen) therapiert. Eine neue Therapieform befindet sich nunmehr im Experimentalstadium und wurde zur Behandlung von vor allem schweren Schlafapnoesyndromen im Jahre 2012 an der Berliner Charité vorgestellt: der Zungenschrittmacher.

In Entwicklung: Zungenschrittmacher

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Bei Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom kommt es zu Atemaussetzern, weil der Tonus – die Spannung – der Muskulatur der oberen Atemwege nachlässt und der Atemschlauch somit kollabiert. Kommt es zu einer Verengung des Luftweges welche den Luftstrom nicht wesentlich behindert entsteht das Schnarchgeräusch, welches zwar lästig, gesundheitlich jedoch nicht gefährlich ist. Wenn die Behinderung des Luftstroms aber so stark wird, dass es zum Verschluss kommt und in der Folge der Sauerstoffgehalt des Blutes abfällt, entsteht ein Atemaussetzer – die Apnoe.

Im Jahre 2012 wurde in der Charite testweise damit begonnen, ein „Zungenschrittmacher“ zu implantieren, welcher die Atemstillstände im Schlaf verhindert und auf diese Weise auch gegen das Schnarchen hilft.

Der sogenannte „Neurostimulator“ ist etwas kleiner als eine Streichholzschachtel und wird wie ein Herzschrittmacher kurz unterhalb des Schlüsselbeines implantiert. Er hat 2 Funktionen: Einerseits misst er die Atembewegung und sorgt andererseits durch schwache Elektroimpulse dafür, dass der Zungenmuskel angespannt bleibt und die Zunge so nicht nach hinten fallen und den Atemweg verschließen kann.

Funktionsweise Zungenschrittmacher

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Seine Aufgabe erfüllt er technisch durch ein dünnes Kabel welches zum Rippenbogen führt und dort die Bewegungen des Zwerchfelles registriert sowie die Atembewegung und die Atemfrequenz misst. Abgestimmt auf die so ermittelte Kontraktur des Zwerchfells bei der Atmung sendet der Schrittmacher einen schwachen elektrischen Impuls über ein weiteres Kabel an einen Zungennerv (N. hypoglossus), welcher unterhalb der Zunge für die Grundspannung des Zungenmuskels verantwortlich ist und welcher bei Stimulation die Zunge vorschiebt und so den Luftweg frei hält.

Der Betroffene schaltet das Gerät beim Schlafengehen mittels Fernbedienung an.

Für wen geeignet?

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Dieses Verfahren ist recht aufwändig. Die Kabelwege vom Zwerchfell zum Neurostimulator und zur Zunge verlaufen im Inneren des Patienten und werden im Rahmen einer Operation verlegt. Neben den allgemeinen chirurgischen Risiken einer solchen Operation wird auch der Preis von knapp 20.000 EUR für viele ein Hindernis darstellen. Es ist aber zu erwarten, dass das Verfahren bei Erlangung der Praxisreife günstiger wird.

Für reine Schnarcher und Patienten mit leichter Schlafapnoe werden Aufwand/Risiko den Nutzen wahrscheinlich übersteigen und so eher nicht in Frage kommen.

Bei Patienten mit einer schweren Schlafapnoe, die für eins der anderen Verfahren nicht in Frage kommen, kann die Implantation eines solchen Zungenschrittmachers angedacht werden. Neben den gesundheitlichen Vorteilen kommt es auch zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität, weil die bisherige, unkomfortable Beatmung entfällt. Der Wegfall des Gerätes, des Druckschlauchs und der Maske mit Ihren Kopfbändern vereinfacht die Therapie, verbessert die nächtliche Bewegungsfreiheit

Das Verfahren wurde bereits in Australien und den USA eingesetzt, befindet sich aber noch im Forschungsstadium.